Es ist an einem Vollmondtag, das Meer tobt, der Wind fegt. Ich sitzt am Ufer eingehüllt in meine rote Chakrahose, zwei Lungi-Tücher, eine dicke Jacke und beginne mit meiner Übung:
Ich spüre in die Verbindung mit meiner wilden Frau. Was nährt sie? Was liebt sie?
Sie liebt es, draußen ein Feuerchen zu machen und mit ihm zu singen - die blanke Erde unter ihren Füßen zu spüren. Sie trägt ein langes, dunkelrotes Kleid. Zu ihrer Rechten geht Jona, eine Wölfin. Sie hütet das Feuer - mein Feuer - und gibt acht, dass es nie ganz erlischt. Selbst in meinen dunkelsten Jahren hat sie mich versorgt und geduldig darauf gewartet, dass ich mich ihr zuwende. Sie weiß um die Kräfte der Pflanzen und braut in einem Kessel über dem Feuer einen Heiltrunk – für mich!
Sie liebt es, nackt ins Wasser zu springen, egal ob es ein Bach, Fluss, See oder das Meer ist - ganz gleich, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Sie räuchert ihre Wohnung mit Salbei, Lavendel und Zeder. Sie liebt es, ins Gebüsch zu pinkeln und ihr heiliges Mondblut in die Erde zu geben. Sie segnet alle Bienen, die ihren Weg kreuzen, weil sie weiß, dass das Bienenvolk Unterstützung braucht.
Wenn ich genau hinschaue, liebt sie all die Sachen, die ich liebe. Da wird mir plötzlich klar, dass bin ja ich!! Ich bin diese wilde Frau. Tränen der Berührung steigen in mir hoch, mein Körper kribbelt und zu meiner Verwunderung beginne ich zu lächeln. Ich meine wirklich zu lächeln, von Innen heraus.
Ich bin es doch, die meine Wölfin ruft, die ihrem inneren Kind einen Kakao macht, um sein Herz zu erwärmen. Ich laufe an meinem Kraftplatz auf und ab, um das Feuerholz zu sammeln. Ich entzünde das Feuer und singe dabei Mantras um es zu segnen. Das macht mich glücklich.Ich bin diese wilde Frau! Und auch du bist es. Wir sind jetzt hier auf der Erde, um uns zu erinnern, wer wir sind. Um uns wieder zu verbinden mit den Elementen, Mutter Erde, unseren Vorfahren und mit uns selbst. Das macht unsere wilde Frau lebendig - das macht UNS ganz!
Da ich schon immer viel Respekt und Achtung vor meiner wilden Frau hatte, wird mir nun bewusst, wie groß ich tatsächlich bin. Es fühlt sich so an, als stürzte die Mauer ein, die zwischen mir und meiner weiblichen Urkraft stand. Und ich beginne wieder ein Stück mehr an mich zu glauben. Immer noch mit einem tiefen Lächeln auf den Lippen.
Grüße deine Wilde Frau von mir und Namasté
Deine Anna